Gender Pay Gap
Diplom-Psychologin Brigitte Burkart, Hochschule Pforzheim
Weibliche Hochschulabsolventinnen verdienen trotz besserer Noten, häufigerem Auslandsaufenthalt und größerem Engagement in studentischen Organisationen und trotz gleichem Studiengang rund 8% weniger beim Berufseinstieg als ihre männlichen Kommilitonen.
Eine Absolventenstudie an der Hochschule Pforzheim hat ergeben, dass Frauen im Mittel schon beim Berufseinstieg pro Jahr 3000 € weniger verdienen als Männer. Das entspricht einem um rund 8 Prozent geringeren Verdienst. Verglichen wurden die Gehaltsdaten von Absolvierenden aus jeweils gleichen Studiengängen mit ähnlicher Erwerbsbiografie und in Vollzeitjobs. Dieser Gehaltsunterschied erstreckte sich über alle Studiengänge und ist damit nicht darauf zurückzuführen, dass Frauen andere Fächerpräferenzen haben und sich somit von vorne herein auf geringer bezahlte Stellen bewerben. Die gefundene geschlechtsbedingte Gehaltslücke (gender pay gap) erhöht sich nach 4-9 Jahren im Beruf bei den Pforzheimer Absolventinnen und Absolventen auf ca. 20 %.
Die Ergebnisse der von Prof. Dr. Kirsten Wüst und Dipl. Psych. Brigitte Burkart durchgeführten Studie „Womit haben wir das verdient? - Weniger Geld bei besserer Leistung“ wurden in den WSI-Mitteilungen der Hans-Böckler Stiftung Ausgabe 06/2010 veröffentlicht. Für die Studie wurden im Zeitraum von 1998-2008 über 3000 Absolventinnen und Absolventen der Hochschule Pforzheim befragt.
Da Teilzeit, frauenspezifische Berufswahl, Übernahme von Führungsaufgaben sowie familiär bedingte Erwerbsunterbrechungen, also die klassischen Erklärungsmöglichkeiten für den gender pay gap, als Ursachen nicht in Frage kommen, muss nach anderen Erklärungsansätzen gesucht werden. Während in der Studie eine etwas höhere Gehaltserwartung für die Männer auf die leicht höhere Mobilität und die etwas stärkere Häufigkeit von abgeschlossenen Lehren zurückzuführen war, können weitere Erklärungsansätze nur vermutet werden. Dazu gehört eine eventuelle Selbstselektion der Frauen, die auf einer anderen Lebensplanung mit dem Schwerpunkt der Vereinbarkeit von Beruf und Familie basiert, und bei der die Frage nach der Höhe des Gehalts eine untergeordnete Rolle spielt. Daneben ist aber auch eine statistische Diskriminierung von Frauen dahingehend nicht auszuschließen, dass Frauen zukünftig zu erwartende Erwerbsausfälle unterstellt werden und ihnen deshalb schlichtweg weniger Geld angeboten wird als Männern.
Eine Absolventin der Hochschule Pforzheim aus dem Abschlussjahrgang 2003 schrieb den Autorinnen der Studie: „Bis zum Ende meines Studiums dachte ich auch, das Thema „Gleichberechtigung“ wäre weitestgehend durch - und wurde eines besseren belehrt.“ So oder so ähnlich denken die meisten Studentinnen während ihres Studiums - und auch sie werden im Berufsleben andere Erfahrungen machen. Damit das nicht so bleibt, ist es wichtig, die Studentinnen schon während ihres Studiums für das Thema Gehaltsunterschiede zu sensibilisieren und auch Gehaltsverhandlungen zu trainieren. Die Hochschule Pforzheim führt z.B. deshalb seit WS 2009/10 regelmäßige Gehaltsverhandlungstrainings für weibliche Studierende durch.
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Diplom-Psychologin Brigitte Burkart, Hochschule Pforzheim
stellvertretende Gleichstellungsbeauftragte