Promotion


Um eine HAW/DHBW-Professur zu erhalten, ist eine Promotion meist unabdingbar. In §47 des Landeshochschulgesetzes (LHG) heißt es „Einstellungsvoraussetzungen für Professoren sind neben den allgemeinen dienstrechtlichen Voraussetzungen …besondere Befähigung zu wissenschaftlicher Arbeit, die in der Regel durch die Qualität einer Promotion nachgewiesen wird, …"  In Fachgebieten in denen eine Promotion unüblich ist, können evtl. Projekte, künstlerische Produktionen, Auszeichnungen, Publikationen, Wettbewerbsgewinne o.ä. als Promotionsäquivalent anerkannt werden.

Eine Promotion erfordert die intensive Auseinandersetzung mit einem Themengebiet über mehrere Jahre hinweg. Die Doktorarbeit soll eigene wissenschaftliche  Ergebnisse beinhalten. Der Zeitaufwand für das Anfertigen einer Doktorarbeit sollte deshalb nicht unterschätzt werden. Je nach Fachgebiet, eigenen Vorarbeiten, aber auch in Abhängigkeit der wissenschaftlichen Betreuung, kann sich das Anfertigen einer Doktorarbeit von einem Jahr bis hin zu fünf Jahren oder länger erstrecken.
Neben der Wahl des Promotionsthemas, einer geeigneten Betreuerin oder eines geeigneten Betreuers, muss aus diesem Grund für die Promotionszeit auch die Frage der Finanzierung geklärt sein.

Für die Promotion an einer Hochschule für angewandte Wissenschaften gelten besondere Bedingungen.

Weiterführende Links:
www.academics.de Wege zur Promotion

Thema

Bei der Wahl des Promotionsthemas sollte man in erster Linie darauf achten, dass man genügend Interesse für das Themengebiet mitbringt, um sich über einen längeren Zeitraum intensiv damit zu beschäftigen. Das Promotionsthema sollte genügend Möglichkeiten bieten, um mit eigenen Forschungsergebnissen einen Beitrag zu leisten. Zugleich muss es aber in einem vertretbaren Zeitaufwand auch bearbeitbar sein. Hat man sich auf ein Fachgebiet festgelegt, so kann das eigentliche Thema auch durch die Doktormutter oder den Doktorvater ausgegeben bzw. eingegrenzt werden. Dabei sollte man sich zu Beginn der Promotionsphase nicht zu stark an einem speziellen Thema festbeißen, denn unter Umständen merkt man erst nach einer entsprechenden Einarbeitungszeit, dass das bisherige Vorgehen in eine Sackgasse führt. Dann ist es wichtig, ohne doppelten Zeitaufwand alternativ vorgehen zu können.

Will man die Promotion gezielt nutzen, um eine HAW/DHBW-Professur zu erlangen, ist es sicherlich lohnenswert, das Promotionsthema auf das an der HAW oder DHBW angebotene Studienangebot auszurichten und somit die Chancen für eine Berufung zu erhöhen.

Betreuung

Der erste Schritt zur Promotion ist die Wahl einer Betreuerin oder eines Betreuers (Doktormutter oder Doktorvater). Hierbei kann es sich zum einen um eine Universitätsprofessorin/einen Universitätsprofessor handeln oder aber - im Falle einer kooperativen Promotion - um eine Professorin/einen Professor an einer HAW/DHBW. Im Idealfall wird die Betreuerin/der Betreuer auch beratend weiterhelfen, welche Sonderprüfungen oder sonstigen Promotionsvoraussetzungen an der jeweiligen Universität noch zu leisten sind und wie evtl. eine Promotion finanziert werden kann.

Neben der fachlichen Betreuung bietet die LaKof BW für Akademikerinnen in und vor der Promotionsphase sowie für berufsbegleitenden Promotionen, Seminare zum Promotionsstart und auch sogenannte
Promotionszirkel an.

Hier erhalten Akademikerinnen auf dem Weg zur Promotion Tipps zur Planung, Durchführung und Abfassung einer Dissertation.

Finanzierung

Der klassische Weg zur Promotion führt nach wie vor über eine AssistentInnenstelle an einer Universität im Anschluss an das Masterstudium. Als Assistentin oder Assistent unterstützen Sie eine Universitätsprofessorin oder einen Universitätsprofessor beim Vorlesungsbetrieb, halten Übungen ab und übernehmen zum Teil eigene Lehraufgaben. In der verbleibenden Zeit kann am eigenen Promotionsthema geforscht werden. Im Idealfall ist die AssistentInnenstelle bei der Professorin oder dem Professor angesiedelt, die/der zugleich Betreuerin bzw. Betreuer der Doktorarbeit ist. AssistentInnenstellen werden von den Universitäten ausgeschrieben oder direkt an geeignete Kandidatinnen oder Kandidaten vergeben. Ein vorausgehender Kontakt zur jeweiligen Professorin/zum jeweiligen Professor ist meist unumgänglich.

Wer innerhalb eines Graduiertenkollegs seine Doktorarbeit schreibt, wird drei Jahre lang von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert und hat keinerlei Lehr- oder Unterstützungsverpflichtung. In der Regel dauert eine Doktorarbeit innerhalb eines Graduiertenkollegs deshalb nicht länger als drei Jahre. Das Thema des Graduiertenkollegs ist aber nicht frei wählbar, sondern durch die DFG festgelegt. Stellen innerhalb eines Graduiertenkollegs werden meist ausgeschrieben; man kann sich gezielt auf sie bewerben.

Eine berufsbegleitende Promotion erfordert viel Ausdauer und auch die Unterstützung seiner Arbeitgeberin/seines Arbeitgebers. Die Finanzierung der Promotionszeit ist damit zwar sichergestellt, allerdings ist es sehr schwierig, die Arbeit an einem Dissertationsthema, die berufliche Tätigkeit und evtl. noch die Familie zu vereinen. Eine intensive Auseinandersetzung mit dem Dissertationsthema ist mit einem Fulltime-Job nur schwer realisierbar. Oftmals kann mit der Arbeitgeberin/dem Arbeitgeber jedoch eine Reduktion der Arbeitszeit für die Dauer der Promotionszeit vereinbart werden.

Es gibt zahlreiche Stiftungen, die Stipendien vergeben, um ein Promotionsvorhaben zu finanzieren. So bieten z.B. fast alle politischen Stiftungen auch Promotionsstipendien an. Viele Stiftungen sind weniger bekannt, über eine Stipendiendatenbank (siehe zum Beispiel www.stipendienlotse.de) kann man ein passendes Stipendium ausfindig machen und sich hierfür bewerben.  

an HAW

Die staatlichen Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAW) in Deutschland haben grundsätzlich kein Promotionsrecht, den Doktorgrad können nur Universitäten oder andere Hochschulen mit Promotionsrecht verleihen. Die akademische Welt ist dadurch geteilt: Deutschland verfügt über 106 Universitäten und 73 Hochschulen mit Promotionsrecht, sowie 207 Fachhochschulen und 29 Verwaltungsfachhochschulen ohne Promotionsrecht (Quelle: BMBF, „Hochschule“, 24.01.2012). Ursprünglich sollten also die Universitäten für die Forschung und Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses zuständig sein, die Fachhochschulen für eine akademische Berufsausbildung. Viele Fachhochschulen kümmern sich aber immer intensiver um angewandte Forschung und werden so attraktiv für Promotionswillige.

Zur Aufnahme eines Promotionsverfahrens müssen in Deutschland zwei Faktoren erfüllt sein: Promovierende benötigen mindestens eine Betreuerin/einen Betreuer an der Universität und die Universität/Fakultät muss eine Promotionszulassung haben.

Für die Promotion an einer HAW ergeben sich hieraus zwei Möglichkeiten:

  1. Hochschulen haben ein individuelles Abkommen

Die HAW hat einen Vertrag mit einer Universität im In- oder Ausland  über die Durchführung kooperativer Promotionsverfahren geschlossen. Diese regelt die Zulassungsbedingungen zwischen den beiden beteiligten Hochschulen verbindlich. Die Durchführung und Betreuung der Promotion kann durch eine Professorin/einen Professor an der HAW erfolgen, das eigentliche Promotionsverfahren aber muss am Ende von der Universität durchgeführt werden. Hierzu brauchen Promovierende eine betreuende Professorin/einen betreuenden Professor sowohl an der Universität als auch an der HAW.

  1. Hochschulen haben ein strukturiertes Abkommen

HAW und Universitäten haben ein Abkommen über kooperative Promotionsverfahren geschlossen. Die Promovierenden werden von jeweils einer Professorin/einem Professor an der HAW und der Universität betreut, die eigentliche Durchführung der Arbeit kann an der HAW geschehen.

In Anlehnung an das erfolgreiche Modell der Graduiertenkollegs der DFG wurden gemeinsame Promotionskollegs von HAW und Universitäten in einem Pilotprojekt des Wissenschaftsministeriums Baden-Württemberg sowie des BMBF im Zuge der Hightech-Strategie des Bundes eingerichtet. In diesen kooperativen Promotionskollegien arbeiten Absolventinnen und Absolventen von HAW und Universitäten gemeinsam an ihren Promotionsvorhaben. Die Promotionen werden wahlweise von den Universitäten sowie HAW betreut und durchgeführt. Diese kooperativen Verfahren haben den Weg geöffnet, auch an HAW zur Promotion zu gelangen.


Literaturhinweis
Engelfried, Constance; Ibisch, Pierre L. (Hrsg): "Promovieren an und mit Hochschulen für angewandte Wissenschaften. Am Wendepunkt?": Verlag Barbara Budrich, Opladen u.a. 2016, ISBN 978-3-8474-0771-3 (Paperback), eISBN 978-8474-0890-1 (eBook)